Antibiotika in Fleisch
Immer wieder hört man von Medikamentenrückstände wie Antibiotika oder resistenten Keimen im Fleisch. Rückstände, die vom Menschen mitgegessen werden und gesundheitliche Auswirkungen mit sich bringen können. Warum aber werden Antibiotika in der Tierhaltung überhaupt eingesetzt, welche Folgen können daraus resultieren und gibt es Qualitätsmerkmale, auf die man achten kann, um die Antibiotikaaufnahme so gering wie möglich zu halten? All das werde ich dir nun erklären.
Warum wird Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt?
Das Ziel der Massentierhaltung ist es, innerhalb von kürzester Zeit und mit so wenig Ressourcen wie möglich, den höchsten Output, das heißt die größtmögliche Menge an z.B. Fleisch, Milch oder Eiern zu produzieren. Da sich durch die Haltung der Tiere auf engsten Raum Infektionen schneller ausbreiten können, werden häufig nicht nur die bereits erkrankten Tiere, sondern vorsorglich auch alle anderen noch gesunden Tiere mit Antibiotika behandelt. Reste von Arzneimitteln können vor allem dann z.B. im Fleisch zurückbleiben, wenn die vorgeschriebenen Wartezeiten zwischen der Antibiotika-Gabe und der Schlachtung oder aber die Dosierungsvorgaben nicht beachtet werden.
Expert*innen kritisieren immer wieder die Vielzahl von Anwendungsfehlern wie z.B. die falsche Dosierung, falsche Behandlungsdauer oder aber den Antibiotikaeinsatz, der durch bessere Haltungsbedingungen vermeidbar wäre.
Außerdem werden Antibiotika in Nicht-EU-Ländern des Öfteren als Wachstumsmittel in der Mast eingesetzt. In der EU ist das zwar verboten, durch Importe können die belasteten Produkte jedoch durchaus wieder auf den europäischen Tellern landen.
Folgen von Antibiotika-Gaben in der Massentierhaltung:
Bei regelmäßigem Gebrauch von Antibiotika können Bakterien Resistenzen entwickeln. Das bedeutet, dass sie unempfindlich werden und somit nicht mehr auf den Wirkstoff ansprechen. Für uns Menschen kann das zum Problem werden, denn laut WHO könnten hierdurch bis zum Jahr 2050 weltweit jedes Jahr zehn Millionen Menschen an multiresistenten Keimen sterben. Je mehr Antibiotika in der Tierhaltung verwendet wird und je leichtsinniger es gesunden Tieren verabreicht wird, desto mehr steigt das Risiko dafür an, dass bakterielle Infektionen beim Menschen zukünftig immer mehr zum Notfall werden, weil die zur Heilung vorhergesehenen Medikamente keine Wirkung mehr zeigen.
Resistente Keime verbreiten sich nicht nur über die Schlacht- oder Milcherzeugnisse der behandelten Tiere, sie gelangen auch über die Lüftungsanlagen der Ställe oder durch das Ausfahren der Gülle in die Umwelt. So konnten auch resistente Bakterien auf Gemüse nachgewiesen werden. Medikamentenrückstände können beim Kochen zwar nicht zerstört werden, Keime jedoch schon, wodurch empfohlen wird tierische Produkte vor dem Verzehr ausreichend zu erhitzen. Vor allem Putenfleisch aus dem Discounter fiel innerhalb der letzten Jahre immer wieder negativ durch Belastungen mit resistenten Keimen auf. Bei Stichproben der Deutschen Umwelthilfe e.V. waren knapp ein Drittel des untersuchten Putenfleisches mit antibiotikaresistenten Keimen belastet.
Qualitätsmerkmale auf die du beim Kauf von Fleisch achten kannst:
Bio-Betriebe unterliegen striktere Vorgaben zum Antibiotika-Einsatz, wodurch die Produkte laut Verbraucherzentrale seltener und weniger antibiotikaresistente Keime enthalten. Durch die artgerechte Haltung, das bedeutet, dass den Tieren unter anderem mehr Platz zur Verfügung steht, wird ein geringerer Antibiotikaeinsatz ermöglicht. Antibiotika ist in der Bio-Landwirtschaft zwar nicht gänzlich verboten, darf jedoch lediglich einmal angewendet werden. Bekommt das Bio-Tier wegen einer erneuten Krankheit ein zweites Mal Antibiotika, darf das Fleisch nicht mehr als Biofleisch verkauft werden. Ganz frei von Krankheitserregern ist ökologisch erzeugtes Fleisch jedoch nicht, da resistente Keime bereits weit in der Umwelt verbreitet sind. Empfehlenswert ist es trotzdem, (falls möglich) tierische Produkte mit hoher Bio-Qualität vor Ort, beim Landwirt des Vertrauens zu kaufen, um nicht nur eine artgerechte Haltung zu unterstützen, sondern auch die Belastungen von Antibiotika und resistenten Keimen so gering wie möglich zu halten.
Madeleine Beer | Ökotrophologin | Autorin